Inhaltsangabe
Emotionale Abhängigkeit kann sich schleichend in Beziehungen einschleichen – ob in Liebesbeziehungen, familiären Verhältnissen oder im Freund*innenkreis. Vielleicht erkennst du dich in der Situation wieder: Du fühlst dich von der Zustimmung anderer abhängig, verlierst dein Selbstwertgefühl, wenn du keine Bestätigung erhältst und richtest dein Handeln immer nach den Bedürfnissen oder Erwartungen anderer. Als Beziehungscoach und Paartherapeutin möchte ich dir helfen, diese Dynamik zu erkennen und Wege zu finden, dich davon zu lösen, um wieder selbstbestimmt und erfüllter zu leben.
Was ist emotionale Abhängigkeit?
Emotionale Abhängigkeit bedeutet, dass du dein Selbstwertgefühl stark von einer anderen Person abhängig machst. Dies kann dazu führen, dass du dich in der Beziehung unterdrückt fühlst und deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche vernachlässigst, um die Verbindung zu erhalten. Du merkst vielleicht, dass du dich selbst zunehmend verlierst und dir kaum noch vorstellen kannst, ohne diese Person glücklich zu sein.
Beispiel: Sarah ist seit fünf Jahren in einer Beziehung mit ihrem Partner Alex. Sie hat aufgehört, Hobbys zu verfolgen, die sie früher liebte, und meidet Treffen mit Freund*innen, die Alex nicht mag. Ihr Fokus liegt ausschließlich darauf, ihn glücklich zu machen, auch wenn sie sich selbst dabei unglücklich fühlt.
Was ist der Unterschied zwischen Liebe und emotionaler Abhängigkeit?
Liebe und emotionale Abhängigkeit mögen auf den ersten Blick ähnlich erscheinen, doch in Wahrheit könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Liebe ist eine gesunde, reife Verbindung zwischen zwei Menschen, die auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen und Unterstützung basiert. Emotionale Abhängigkeit hingegen entsteht, wenn eine Person ihr emotionales Wohlbefinden zu sehr an eine andere Person knüpft. Während in einer liebevollen Beziehung beide Partner*innen Raum haben, sich individuell zu entfalten, geht es bei emotionaler Abhängigkeit oft darum, diese Freiheit zu opfern, um sich sicher zu fühlen.
Beispiel: In einer liebevollen Beziehung kann dein*e Partner*in einen Abend mit Freund*innen verbringen, ohne dass du dich ängstlich oder unsicher fühlst. Bei emotionaler Abhängigkeit verspürst du vielleicht Sorge, Unruhe oder Eifersucht, wenn dein*e Partner*in nicht bei dir ist, da dein Selbstwert von der Nähe zu ihm*ihr abhängt.
Ist emotionale Abhängigkeit eine psychische Erkrankung?
Emotionale Abhängigkeit ist keine offizielle psychische Erkrankung, kann jedoch mit tieferliegenden psychologischen Problemen verbunden sein, wie beispielsweise Angststörungen, niedrigem Selbstwertgefühl oder unaufgearbeiteten Kindheitstraumata. Wenn emotionale Abhängigkeit dein tägliches Leben erheblich beeinträchtigt, ist es wichtig, Unterstützung zu suchen, um die Wurzeln dieser Verhaltensmuster zu verstehen und zu bearbeiten.
Ist emotionale Abhängigkeit toxisch?
Ja, emotionale Abhängigkeit kann toxisch sein, da sie dazu führt, dass eine Beziehung aus dem Gleichgewicht gerät. Eine solche Verbindung ist oft von Angst, Unsicherheit und einem ungesunden Bedürfnis nach Bestätigung geprägt. Emotionale Abhängigkeit kann Druck auf beide Seiten ausüben, was langfristig zur Erschöpfung und Unzufriedenheit führt. Die abhängige Person fühlt sich oft leer und hilflos, während die andere Person das Gefühl hat, ständig für das Wohlbefinden des*der anderen verantwortlich zu sein.
Können beide Partner emotional abhängig sein?
Ja, es ist möglich, dass beide Partner*innen emotional abhängig voneinander sind. Diese Art von Beziehung wird häufig als „co-abhängig“ bezeichnet. In einer co-abhängigen Beziehung opfern beide Partner*innen ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche zugunsten der Beziehung. Das Resultat ist oft eine toxische Dynamik, in der beide sich gegenseitig bestätigen, aber gleichzeitig gefangen und eingeschränkt fühlen. Eine solche Beziehung kann intensiver erscheinen, da sie von starker Verbundenheit geprägt ist, ist aber letztendlich ungesund und kann beide Beteiligten erschöpfen und unglücklich machen.
Woher kommt emotionale Abhängigkeit?
Emotionale Abhängigkeit hat oft ihren Ursprung in der Kindheit. Vielleicht hast du gelernt, dass deine Bedürfnisse weniger wichtig sind als die der anderen, oder du hast dir Bestätigung über das Wohlwollen deiner Eltern oder Bezugspersonen erarbeitet. Diese Dynamiken wiederholen sich dann im Erwachsenenalter, wenn du dich in Beziehungen befindest.
Wie du emotionale Abhängigkeiten erkennst
Ein wichtiger Schritt, um emotionale Abhängigkeit zu überwinden, ist, sie zunächst zu erkennen. Wenn du dich fragst, ob du in einer emotional abhängigen Beziehung steckst, kannst du auf die folgenden Anzeichen achten:
- Du hast Angst, die Beziehung zu verlieren, auch wenn sie dir schadet.
- Dein Selbstwertgefühl ist stark an die Meinung deines*deiner Partner*in, Verwandten oder deiner Freund*innen gebunden.
- Du opferst regelmäßig deine eigenen Bedürfnisse und Träume.
- Du hast ein ständiges Bedürfnis nach Bestätigung und fühlst dich unsicher ohne sie.
Beispiel: Markus merkt, dass er sich nach jedem Streit mit seiner besten Freundin Özlem schuldig fühlt, selbst wenn sie ungerecht zu ihm war. Seine Angst, die Freundschaft zu verlieren, bringt ihn dazu, sich immer wieder zu entschuldigen und nachzugeben.
Was kannst du tun, um emotionale Abhängigkeiten zu überwinden?
1. Erkenne deinen Wert
Der erste Schritt, um emotionale Abhängigkeiten zu lösen, ist, sich des eigenen Wertes bewusst zu werden. Du bist liebenswert und wertvoll, auch wenn andere dir das vielleicht nicht immer spiegeln. Erstelle eine Liste mit deinen Stärken und erinnere dich täglich daran.
2. Lerne, "nein" zu sagen
Grenzsetzung ist ein wichtiger Bestandteil der Selbstemanzipation. Es ist in Ordnung, wenn du deine Bedürfnisse kommunizierst und auch einmal „nein“ sagst.
3. Verbringe Zeit allein
Stärke deine Unabhängigkeit, indem du Aktivitäten allein unternimmst, die dir Freude bereiten. Ob ein Spaziergang, das Lesen eines Buches oder ein Hobby, das du schon lange ausprobieren wolltest – finde wieder zu dir selbst.
Kann emotionale Abhängigkeit überwunden werden?
Ja, das kann sie. Der Weg dorthin erfordert allerdings Geduld und Selbstreflexion. Es kann helfen, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um schrittweise an Mustern zu arbeiten, die sich über Jahre entwickelt haben. Durch das Bewusstsein für deine eigenen Bedürfnisse und den Aufbau eines starken Selbstwertgefühls wirst du in der Lage sein, unabhängig und dennoch verbunden zu leben.
Tipps für den Alltag
- Selbstfürsorge-Rituale: Starte kleine Rituale, die nur dir dienen, wie ein Tagebuch zu führen oder bewusst Zeit für Entspannung zu nehmen.
- Feedback von Vertrauten: Sprich mit einer Person deines Vertrauens über deine Gefühle. Oft gibt der Blick von außen wertvolle Einsichten.
- Positive Affirmationen: Sage dir jeden Morgen Sätze wie „Ich bin stark und wertvoll“ oder „Ich bin genug, so wie ich bin“.
Emotionale Abhängigkeit mag wie eine unsichtbare Kette wirken, die dich festhält, doch du hast die Kraft, diese Ketten zu sprengen. Mit der richtigen Unterstützung und kleinen, bewussten Schritten kannst du lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und Beziehungen zu führen, die auf Liebe und gegenseitigem Respekt basieren.
Wenn du das Gefühl hast, in einer emotional abhängigen Beziehung zu stecken, zögere nicht, dir Unterstützung zu suchen. Kleine Schritte führen zu großen Veränderungen. Melde dich gern bei mir, um zu besprechen, wie du dein Leben wieder in die Hand nehmen kannst.
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